von Uwe Winkler
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24 Okt., 2020
Holz.Lieb.Ich. Es sind drei Worte, die diese Manufaktur im niederbayerischen Zwiesel beschreiben und damit auf den Punkt bringen, was sich hinter dieser oft gebrauchten, aber kaum hinterfragten Begrifflichkeit verbergen: verschiedene Professionen fertigen teils hochspezialisiert, aber stets handwerklich ein Produkt, das uns fasziniert. In Zwiesel sagt das Dreigespann der Worte aber noch mehr: Die Liebe zum Werkstoff Holz wird hier gelebt. Täglich. Facettenreich. Denn mehr als 100 Mal im Jahr sind die Zwieseler Manufakturisten innovativ. Anders ausgedrückt: Pro Woche bringen sie gut zwei neue Holz.Lieb.Ich.-Neuentwicklungen an die Kunden. Vor zehn Jahren kaufte Dr. Thomas Koy die Firma, die damals noch im benachbarten Regen angesiedelte »Holzmanufaktur Max Liebich GmbH«. Seit 1949 produzierte die Firma Holzverpackungen aller Art. Holzkisten, Holzträger für die Bayerischen Brauereien, Holztruhen, Holzetuis oder auch Displays zur Warenproduktion. Die einstige Hauptproduktion macht heute nur noch unter zehn Prozent des Umsatzes der Manufaktur aus, längst hat Thomas Koy die Produktion auf innovative, auf Kundenwunsch ausgerichtete Holzwaren umgestellt, tüftelt mit seinen Kunden und vor allem mit seinen Spezialisten in der Produktion an immer neuen und überraschenden Holz-Verpackungen von der Schachtel bis zum kleinen Altar. Koy, ein Ostdeutscher, Akademiker, ausgebildeter und promovierter Journalist, ging kurz nach der Wende in die Wirtschaft. Marketing und Vertrieb, erst national, dann international, machte er zu seiner Profession. Viele Ideen im Kopf hatte der Kerl damals. Bis heute hat er sich dies erhalten. Er beliefert die Manufakturisten aller Branchen in Deutschland, fertigt Editionen für Prominenz aus Show und Business, liefert in die Emirate, in die USA, nach Japan … Wohin eigentlich nicht? Vor wenigen Tagen wurde er in den Vorstand des Verbandes Deutscher Manufakturen berufen. Tage zuvor durfte ich für einige Stunden seine Manufaktur durchstreifen. Mit Kamera natürlich. Handwerklich eben. „Mich interessiert Dein Blick auf das, was wir hier machen“, sagte mir Thomas. Er gab mir freie Hand, für zwei, drei Stunden zu schauen, ungeschönt, realitätstreu festzuhalten im Bild, was ich sah. Es sollten keine Werbefotos entstehen, sondern Ausschnitte aus der realen Produktion, nichts gestellt, nichts vorbereitet – live. 50 Menschen beschäftigt Manufakturist Koy in Zwiesel. Auch seine Frau Katrin ist für Stunden mit in der Firma. Thomas der Menschenfänger, der Businessman, der beste Verkäufer seiner Produkte, der Unternehmer mit Herz für die Region, der Arbeitgeber mit Herz für seine Mitarbeiter, der sozial und menschlich Agierende für viele der »Neuankömmlinge«, die er in seiner Manufaktur ausbildet, sie beschäftigt und sie mit aller Kraft seiner inzwischen auch politisch wahrgenommenen Stimme unterstützt, der »Botschafter Niederbayerns« und nun dazu noch Vorstand im wichtigen Manufakturverband Deutschlands – Thomas setzt sich selbst mit an die Maschinen, brennt Holzschilder für Bierträger einer namhaften Brauerei des Bier-Freistaates – und ersinnt dabei immer neue Ideen für seine Holz.Lieb.Ich.-Produkte, egal ob Altäre für Spirituosen, ob wohlfeile Truhen für sächsische Uhrenmacherkunst, ob Verpackungen für edle Weine oder kleine lustige Männeken für den japanischen Markt. Dazwischen geht er durch seine Hallen, klopft seinen Mitarbeitern auf die Schulter, macht ein Späßchen da, gibt nen Hinweiß dort, spricht klar aus, was zu sagen ist. Ob es Zufall oder der Griff in die Marketingkiste ist, dass Thomas' Großvater Paul Ludwig im niederschlesischen Tirpitz zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seiner Stellmacherei und Tischlerei Holzartikel fertigte? Ich habe Thomas nicht gefragt. Aber irgendwoher muss ja diese Liebe zum Holz kommen, die so weit geht, dass Thomas Koy seine Kunden per Geotagging wissen und damit nachvollziehen lässt, wo die Bäume für die Holzprodukte geschlagen wurden. Ein schöner Zusatz für mich: Ich darf mich freuen, dass auch mein Handwerk beim Holz-Koy gut angekommen ist. Ab Frühjahr 2021 werden ausgewählte Motive meiner Reportage den neu errichten »Holzschupfa« im Außenbereich verschönern. Rahmen werden sie ein Kreuzworträtsel. Dessen Lösung darf hier schon mal verraten sein: Holz.Lieb.Ich.